Ausstellung Patricia Dreyfus


Statement Ingolf Heinemann zu “Köpfe und Masken” von Patricia Dreyfus

Das menschliche Haupt war schon immer ein zentrales Bildmotiv in der Kunst. Die Faszination mag darin begründet sein, dass wir Menschen den Kopf als zentrales Merkmal für Geist und Sinne, aber vor allem unseres Selbst empfinden.

Auch im Werk von Patricia Dreyfus sind Köpfe ein immer wiederkehrendes Hauptmotiv und bilden ein eigenes künstlerisches Sujet.

Mit ihren Köpfen aus Ton oder Bronze scheint sie in Köpfe hineinschauen zu wollen. Damit provoziert sie bei den Betrachtern einen selbstreflektierenden Blick, der nicht selten auch verstörend sein kann.

Ihr Werk ist gekennzeichnet von der Suche nach Antworten auf die Frage, was eigentlich in menschlichen Köpfen vorgeht, von der Suche nach Wahrheit und Wahrhaftigkeit und dem Bemühen hinter die Masken in die Köpfe zu schauen, auch in den eigenen, ohne Scheu, dabei auch in Abgründe zu blicken. Charakteristisch für ihre Arbeit ist, sich gnadenlos selbst zu befragen und zu hinterfragen, sich mit sich selbst zu konfrontieren, den schonungslos offenen Dialog zu wagen und die Masken, die wir oft zum Schutz vor Entlarvung tragen, herunterzureißen.

Für diesen schöpferischen Prozess entwickelt Patricia Dreyfus eine eigene Zeichensprache. Ihr  unerschöpfliches Bildarchiv aus Erinnerungen und Träumen liest sich wie ein Tagebuch, in das sie uns blicken und an ihren Lebenserfahrungen teilhaben lässt. Die aus 200 Zeichnungen bestehende Sammlung “Les Invisibles” macht dabei lang Verborgenes in massiver Präsenz sichtbar und unübersehbar.

Die unerschiedlichen Herangehensweisen mit unterschiedlichen künstlerischen Mitteln  überzeugen, bewegen und faszinieren ebenso wie die ungewöhnliche Präsentation ihrer Arbeiten auf verschiedenen Ebenen und mit verschiedenen Darstellungsformen, als läge eine symphonische Partitur zugrunde, in der sie vielstimmig um das immer wiederkehrende Thema kreist und dabei ständig neue Variation kreiert. Es sind nicht allein die einzelnen Exponate, die den Betrachter in ihren Bann ziehen. Es ist die Gesamtorchestrierung der unterschiedlichen Stimmen und Stimmungslagen. Es ist die mitreißende Choreographie unterschiedlicher Präsentationsformen, die in ihrer Vielstimmigkeit einen leeren Raum in einen Erlebnisraum verwandeln, in ein Laboratorium, in ein Kopfkino zwischen Traum und Wirklichkeit mit surrealen Grauzonen. Und in das Geflecht aus Zeichnungen, Stickereien und Skulpturen fädelt sich sanft eine Melodie von Eric Satie.

Hat man sich als Betrachter erst einmal auf den Bilderkosmos eingelassen und zugelassen, ein Kopftheater entfachen zu lassen, dann wirkt die Kunst und will den Kopf nicht mehr verlassen. Wer kann sich dieser inhaltlichen, gestalterischen und kompositorischen Dichte entziehen? Wir nicht!

(Fotos Vernissage: Stephanie Jans)

Impressionen der Vernissage


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